![]() |
Im Frühling 1873, gründete Johann Philipp Schifferdecker das Portland-Cement-Werk-Heidelberg und legte damit den Grundstein für das inzwischen in achtzehn Ländern arbeitende Baustoff-Unternehmen Heidelberger Zement.
Johann Philipp Schifferdecker verließ seine Heimatstadt Mosbach als armer Braubursche. Die Wanderung führte ihn ins ostpreußische Königsberg, wo er durch Fleiß und Geschick als Besitzer der Ponatbrauerei ein beachtliches Vermögen bildete.
Seinen Sohn Paul ließ er in Heidelberg Chemie studieren, wo der junge Mann sich nach seinem Studium niederlassen wollte. Ende 1872 verkaufte Johann Philipp Schifferdecker seine Brauerei und kehrte Königsberg den Rücken, um nach Heidelberg in die Nähe seines Sohnes zu ziehen.
Vermutlich waren es die guten Geschäftsergebnisse der damaligen Mannheimer Zementfabrik von
J. F. Espenschied, die das Augenmerk von Johann Philipp Schifferdecker auf den Baustoff der
Zukunft lenkten.
Die erste Voraussetzung war gegeben: die Erdgeschichte hatte in unmittelbarer Nähe von Heidelberg
reiche Kalksteinvorkommen als Ausgangsbasis für die Zementproduktion hinterlassen. So existierte
bei Rohrbach bereits eine kleine Roman-Cementfabrik. Als die "Bergheimer Mühle" am Neckar in
Konkurs ging, griff Schifferdecker zu. Für 152000 Gulden (258000 Mark) ersteigerte er im Jahr
1873 die Liegenschaften und sicherte sich gleichzeitig eine bedeutende Wasserkraft und den
Zugang zum Neckar als Transportweg.
Noch in jenem Jahr begann die Umrüstung der 90 PS Wasserkraft, der Mühlen und der übrigen Gebäude zu einer Zementfabrik. Am 5. Juni 1874 erfolgte die Eintragung des als OHG gegründeten
Portland-Cement-Werk, Heidelberg, Schifferdecker und Söhne" ins Handlesregister - Gesellschaftskapital 1,2 Mio. Mark.
Gesellschafter waren Johann Philipp Schifferdecker, Sohn Paul und sein Schwiegersohn Rudolf Heubach, einstiger Staatsanwalt (and. Angabe: Rechtsanwalt) in Bromberg.
1875 begann die Zementproduktion. Der Gründer Johann Philipp Schifferdecker kehrte nach Königsberg zurück und
starb dort am 1. Oktober 1877 im Alter von 76 Jahren.
Nach fast fünfzehn Jahren als Familienunternehmen wurde das Unternehmen 1889 in eine Aktiengeselschaft umgewandelt, die als "Portland-Cementwerk Heidelberg AG, vorm. Schifferdecker & Söhne" firmierte.
Kapitaleigner und Aufsichtsräte sind u.a. Rudolf Heubach und Dr. Paul Schifferdecker
Am 4. Februar 1895 wurde die Fabrik, die immer mehr Gelände in Anspruch nahm und das Stadtbild doch sehr störte, durch einen Brand vernichtet. Die Dampfmaschinen und Ringöfen waren jedoch nur leicht beschädigt, so dass das Werk nach provsorischen Wiederaufbau noch im selben Jahr wieder produzieren konnte. Gleichzeitig wurde mit dem Bau einer neuen Fabrik nahe den Steinbrüchen in Leimen begonnen. Die Produktionsstätte zog 1896 dorthin um. Die Philosophie des Unternehmens zeichnete sich schon damals durch soziale Verantwortung für Arbeiter und Angestellte aus - im 19. Jahrhundert eher eine Seltenheit.
Das Unternehmen entwickelte sich im Laufe des 20. Jahrhundert zu einem weltweit tätigen Konzern - der Heidelberger Zement Aktiengesellschaft
Quelle Text oben:
Quelle Bild oben und rechts: | ![]() |
![]() |