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Heinz-Schifferdecker-Straße


Heinz Schifferdecker

Heinz Schifferdecker

Heinz Schifferdecker wurde am 13. Juli 1889 in Ludwigshafen am Rhein als ältester von drei Geschwistern geboren. Sein Vater Heinrich war Malermeister und Obmann der Malerinnung.

Aus dem Lebenslauf:
Bereits in der Volksschule zeigte sich die zeichnerische Begabung. In der Fortbildungsschule errang er einen Preis für die naturalistische Darstellung eines Rabenvogels. Schifferdecker trat vermutlich im Jahr 1905 , obwohl er sich von Anfang an zum Künstlerischen berufen fühlte, auf Drängen des Vaters eine Tüncherlehre im Geschäft seines Vaters an. Im Winter des zweiten Lehrjahres besuchte er gegen den ausdrücklichen Willen des Vaters die Kunstgewerbeschule in Karlsruhe, besonders die Fachklasse für Holz- und Marmormalerei. Im nächsten Winter ging er zu Kirchenmaler Josef Himmel nach Karlsruhe, der Schifferdecker die Dekorationsmalerei beibrachte. Einige Vorentwürfe und Vorlagenblätter von seiner Hand, zum Beispiel der Blütenzweig mit einem Grashüpfer und Schmetterling haben sich mit Spuren des häufigen Gebrauchs erhalten.


Am See
liegender Akt vor dem Atelierfenster

"Ein gewaltsamer Urtrieb zum Malerischen, der an den Widerständen, die sich ihm entgegenstellten, nur noch wuchs." - Mit diesen Worten umriss Friedrich Grevenig in einem Nachruf 1924 das Schaffen seines Freundes Heinz Schifferdecker

Baum im Sturm
Ohne Wissen des Vaters richtete er sich in einer Dachkammer in Mannheim ein kleines Atelier ein. Als alle Bitten, ein Kunststudium beginnen zu dürfen, von seinem Vater abgelehnt worden waren, verließ Schifferdecker sein Elternhaus und blieb bei seinem Entschluß auch dann, als ihm sein Vater jegliche Unterstützung entzog. An der Akademie der Bildenden Künste in München wurde seine Bewerbung nicht angenommen, wohl aber in Karlsruhe, so da er zwischen 1908 und 1912 bei Eichhorn, Berberuth und Koch studierte. Seinen Lebensunterhalt verdiente er nebenbei durch Plakatentwürfe und Dekorationsmalereien. Vom Ende der Studienzeit stammt ein kleinformatige Selbstportrait, vom Künstler als "Trinkerstudie" tituliert. Bis zum Ausbruch des Ersten Weltkriegs lebte Schifferdecker in Mannheim.

1915 wurde er als Soldat in Flandern und 1916 in Polen eingesetzt, wo er ein Auge verlor. Nach seiner Genesung betrieb er im rechten Flügel des Mannheimer Schlosses ein Atelier. Zahlreiche Landschaften mit Motiven aus dem Odenwald lassen auf häufige Aufenthalte, besonders in der Gegend um Laudenbach schließen. Unbekannt ist nach wie vor, ob Schifferdecker persönliche Beziehungen dorthin besaß.

Auch in Mannheim schuf er sich Freunde, darunter die Professoren Fröhlich und Ott, die ihn tatkräftig unterstützten. Im privaten Bereich erschütterte ihn der Selbstmord seiner Geliebten. Schifferdecker starb am 25.Januar 1924 in Mannhaim im Alter von 35 Jahren an Leberkrebs, hervorgerufen durch seinen Alkoholkonsum, den er benötigte, um sein kraftvolles und virtuoses Oeuvre zu schaffen.

Wiederentdeckung 1989
Zum 100. Geburtstag des Malers Heinz Schifferdecker richtete die Kreisvolkshochschule Ludwigshafen in der Otto-Ditscher-Galerie im Kreishaus Ludwigshafen eine Retrospektive aus. Da sich nur wenige Arbeiten in öffentlichem Besitz befanden, wurde über die Presse und den Rundfunk um Leihgaben aus der Bevölkerung für diese Ausstellung geworben. Es gelang, einen repräsentativen Querschnitt mit 20 Werken (18 Ölgemälde, zwei Zeichnungen) aus allen Schaffensphasen und Motivbereichen von Heinz Schifferdecker erstmals seit der Gedächtnisausstellung 1924 zusammenzustellen und die kleine Präsentation am 10. November 1989 zu eröffnen. Überraschend war die Mitteilung, dass sich Glasnegative von den 1924 ausgestellten Arbeiten Schifferdeckers in einem Heidelberger Fotolabor erhalten hatten, was zusätzlich die Kenntnis auch um verschollene Werke bereicherte. Weitere Bilder hier.

Ehrung 1995
Am 28. August 1995 wurde dem Pfälzer Maler Herinz Schifferdecker im Ludwigshafener Stadtteil Melm-Notwende gewidmet. Mehr Infomationen dazu hier.

Quelle:
"Heinz Schifferdecker - ein Resümee zur Wiederentdeckung eines vergessenen Malers", Clemes Jöckle, Heimat-Jahrbuch 1991 des Landkreises Ludwigshafen

Bilder:
oben rechts:
Heinz Schifferdecker, das Foto entstand vermutlich 1915 in Flandern, bevor er 1916 in Polen ein Auge verlor
oben links: "Am See", "Liegender Akt vor dem Atelierfenster" und "Baum im Sturm" von Heinz Schifferdecker



Von außerordentlicher Vielseitigkeit und Energie in der malerischen Arbeit ist der 1889 in Ludwigshafen geborene, auf der Karlsruher Akademie ausgebildete Heinz Schifferdecker , der im Bildnis, in der Landschaft, im Tierstück und im Stilleben zahlreiche Proben seines frischen und tüchtigen Könnens gezeigt hat. Er liebt es, durch starke Kontrastwirkungen Räume und Lüfte zu bilden und mit wuchtigen Strichen die Formen zu modellieren. In seiner Technik schließt er sich an die letzte Periode Trübners an, ohne jedoch dessen besonnene und überlegte Pinselführung zu erreichen. Sein Ziel geht vielmehr auf eine in der Pinselarbeit und Farbenwirkung äußerst lebhafte Vortragsweise aus, die mit einfachen Farbflächen nach starken Wirkungen trachtet.

aus "Badische Malerei 1770 - 1920" von J.A. Beringer, 1922 Karlsruhe


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