nächster Artikel
zum Stammbaum
Weinwidmung
zurück zur Chronik


Johann Philipp Schifferdecker

Johann Philipp Schifferdecker

Geboren am 31. Mai 1811 in Mosbach als Ältester von 24 Geschwistern erhielt J.P.S wie auch schon Vater, Großvater und Urgroßvater eine ausgezeichnete Brauereiausbildung in der alten Klosterbrauerei. Der Bruder seiner Mutter, geb. Ritzhaupt, holte ihn nach Königsberg/Pr., wo J.P.S. am 15.09.1839 vom Mälzbrauer und Essigfabrikanten H.P. Mayer Grundstücke und Brauereigebäude erwarb.
Am 8. November 1839 wird er Bürger Königsbergs i. Pr..

Im Bürgerbuch Königsberg findet sich folgender Eintrag:
Johann Philipp Schieferdecker (so! d.Red.) * Mosbach 31.V.1811, Mälzenbräuer, Grundeigentümer, steht in keinem Militärverhältnis, leistete den Bürgereid am 8.XI.1839, zahlt 30 Thl. 5Gr. Bürgergeld, wohnt Tuchmacherstraße 22

J.P.S. heiratete er am 8. März 1842 Luise Friederike Antonie Reinicke, die Tochter des Mühlenbesitzers Johann Benjamin Reinicke.

Das Traubuch Löbenicht-Kbg.1842 Seite 252 trägt folgende Eintragung:
Am 8. März 1842 wurden getraut Herr Johann Philipp Schifferdecker, Brauereibesitzer hierselbst, mit dem Fräu1ein Louise Friederike Antonie Reinicke, des hiesigen Herrn Mühlenbesitzers Joh. Bernh. (Benjamin!) Reinicke ältester Tochter. (Prok1. Reg.pg.94) (Haustrauung mit Reg. Consens). Außerdem gerichtlich bescheinigte Einwil1igung des abwesenden Vaters und Cölibatserk1ärung des Hn. Bräutigams. Sponsus coelebs 31 Jahre, Sponsa virgo 20 1/2 Jahre.


Die Ponarthsche Brauerei

Brauerei Ponarth J.P.S. führte als erster Brauer in Ostdeutschland das süddeutsche untergärige Bier ein. Entgegen der Bedenken mancher Einheimischen wurde das untergärige Bier erfolgreich verkauft. Bereits nach wenigen Jahren waren die Räumlichkeiten zu klein. J.P.S. plante, um eine Produktionsunterbrechung zu vermeiden, an der Stelle außerhalb der Stadt eine neue Brauerei zu bauen. Dazu bot sich das Dorf Ponarth an, in dem 8 Großbauern mit großen Ländereien saßen. So erwarb er 1849 ein entsprechendes Gelände und errichtete dort die Brauerei Ponarth. Um von der schwedischen Eiseinfuhr unabhängig zu sein, ließ er außerdem in Ponarth verschiedene Teiche anlegen. Diese Teiche standen auch der Bevölkerung zur Verfügung. Die Bierproduktion stieg von Jahr zu Jahr und betrug 1860 bereits 20.000 Tonnen, 1872 sogar 51.000 Tonnen.
Im Jahre 1869 verkaufte J.P.S. seine Brauerei an seinen jüngsten Bruder Eduard. Die Brauerei wurde umgewandelt in die "Kommanditgesellschaft auf Aktien Brauerei Ponarth E. Schifferdecker". Eduard Schifferdecker stand der Brauerei bis 1900 vor. Von 1900 bis 1929 führte sein Sohn Adolf Schifferdecker die dann in eine Aktiengesellschaft umgewandelte Brauerei.
Im Jahre 1939 wurde mit einem großen Festakt im Schauspielhaus von Königsberg das 100-jährige Bestehen der Brauerei gefeiert.

Quelle:
Aus der Jubiläumsschrift der Brauerei Ponarth zum 100jährigen Bestehen 1839-1939.


Die Gründung der Heidelberger Zementfabrik

Im Frühling 1873, gründete Johann Philipp Schifferdecker das Portland-Cement-Werk-Heidelberg und legte damit den Grundstein für das inzwischen in achtzehn Ländern arbeitende Baustoff-Unternehmen Heidelberger Zement.
Johann Philipp Schifferdecker verließ seine Heimatstadt Mosbach als armer Braubursche. Die Wanderung führte ihn ins ostpreußische Königsberg, wo er durch Fleiß und Geschick als Besitzer der Ponatbrauerei ein beachtliches Vermögen bildete. Seinen Sohn Paul ließ er in Heidelberg Chemie studieren, wo der junge Mann sich nach seinem Studium niederlassen wollte. Ende 1872 verkaufte Johann Philipp Schifferdecker seine Brauerei und kehrte Königsberg den Rücken, um nach Heidelberg in die Nähe seines Sohnes zu ziehen. Vermutlich waren es die guten Geschäftsergebnisse der damaligen Mannheimer Zementfabrik von J. F. Espenschied, die das Augenmerk von Johann Philipp Schifferdecker auf den Baustoff der Zukunft lenkten.
Aus einem Prospekt der Heidelberger Zementwerke Die erste Voraussetzung war gegeben: die Erdgeschichte hatte in unmittelbarer Nähe von Heidelberg reiche Kalksteinvorkommen als Ausgangsbasis für die Zementproduktion hinterlassen. So existierte bei Rohrbach bereits eine kleine Roman-Cementfabrik. Als die "Bergheimer Mühle" am Neckar in Konkurs ging, griff Schifferdecker zu. Für 152000 Gulden (258000 Mark) ersteigerte er im Jahr 1873 die Liegenschaften und sicherte sich gleichzeitig eine bedeutende Wasserkraft und den Zugang zum Neckar als Transportweg.
Noch in diesem Jahr begann die Umrüstung der 90 PS Wasserkraft, der Mühlen und der übrigen Gebäude zu einer Zementfabrik. Teilhaber waren Johann Philipp Schifferdecker, Sohn Paul und sein Schwiegersohn Rudolf Heubach, einstiger Staatsanwalt in Bromberg.
Am 4. Februar 1895 wurde die Fabrik, die immer mehr Gelände in Anspruch nahm und das Stadtbild doch sehr störte, durch einen Brand vernichtet. Die Produktionsstätte zog nach Leimen um.

Quelle Text oben:
Heidelberger Nachrichten vom 3. Februar 1998
Die "Bergheimer Mühle" wurde Zementfabrik

Quelle Bild oben und rechts:
Aus einem Prospekt der Heidelberger Zementwerke

Die Gründungsgesellschafter


Rückkehr nach Königsberg

Später kehrte J.P.S. nach Königsberg zurück. Dort starb er am 1. Oktober 1877 im Alter von 76 Jahren. Seine Frau Louise verstarb 1909 im Alter von 88 Jahren ebenfalls in Königsberg.

Totenbuch Burgkirche-KbG. 1877 Nr. 76:
Schieferdecker, Johann Philipp, Partikulier, Tragheimer Gartenstraße 1, gestorben 1.Oktober 1877 an Lungenlähmung,
76 Jahre alt, begraben 5. Oktober.



Heidelberger Zeitung

zurück zur Chronik
zum Stammbaum
Weinwidmung
nächster Artikel