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Jürgen-Hinrich Schifferdecker berichtet über seinen Besuch in Königsberg-Ponarth 1988:
Erinnern Sie sich noch an die Schlagzeile vom Herbst 1988? "Liegt das seit 1945 verschollene Bernsteinzimmer im Eiskeller der Brauerei Ponarth in Königsberg?"
Bei den Königsbergern kam mit dem Namen der Brauerei Ponarth auch das allen Biertrinkern bekannte Zeichen JPS auf jeder Bierflasche in Erinnerung. Im Volksmund stand es für "Jeder Ponarther säuft", in Wahrheit waren es die Anfangsbuchstaben des Gründers der Brauerei Johann Philipp Schifferdecker.
Als ich von der Suche der Russen nach dem Bernsteinzimmer las, schrieb ich im Herbst 1988 an den in den Zeitungsartikeln genannten Vorsitzenden des sowjetischen Kulturfonds, Juri Iwanow. Ich hoffte, dass man bei den Grabungen vielleicht auf Erinnerungsstücke der früheren Brauerei stoßen würde.
Zu meiner großen Überraschung erhielt ich nach sechs Wochen einen dicken Brief mit den neuesten Fotos der Brauerei, der Ponarther Kirche und der Schifferdeckerstraße. Geantwortet hatte ein russischer Ingenieur. Auf eine Einladung flog ich mit meiner Frau später in die ostpreußische Hauptstadt. Sascha, der Ingenieur, holte uns vom Hotel ab und lud uns zu sich nach Hause ein. Es wurde ein netter Abend, zu dessen Ende mir Sascha geheimnisvoll zu verstehen gab, dass er morgen eine große Überraschung für mich habe.
Am nächsten Morgen fuhren wir nach Ponarth zur dortigen Miliz. Nach kurzer Zeit erschien Sascha mit einem Miliz-Offizier. Beide strahlten uns an und dann ..., ja dann überreichte mir der Milizionär ein Straßenschild aus Königsberg-Ponarth, ein Straßenschild "Schifferdeckerstraße". Nach seinen Angaben hatte er dieses Schild in einem Nachbarort von Ponarth gefunden.
Da ist 1945 eine Stadt in Trümmer gefallen, eine Stadt in der meine Vorfahren einen bekannten Namen hatten und jetzt nach 50 Jahren, überreicht mir ein russischer Milizoffizier dieses Straßenschild. Ich war begeistert.
Foto:
Die Übergabe des Starßenschildes
v.l.n.r.: Sascha K., der Ingenieuer, Jürgen Hinrich Schifferdecker, Sacha, der Miliz-Offizier, Ursula Schifferdecker
Einen Dank für das Schild wollte der Offizier nicht nehmen, ich musste ihm vielmehr versprechen am nächsten Tag zum Abendessen zu ihm zu kommen, um auch seine Familie kennen zu lernen. Der Abend war ein schöner Abschluss unseres Besuchs in Königsberg. Ohne Dolmetscher verständigten wir uns mit Händen und Füßen, Englisch und Russisch. Und schließlich konnte ich den Offizier doch einen Wunsch erfüllen. Er wünschte sich einen Stadtplan vom Königsberg und einen solchen hatte ich dabei.
Jürgen-Hinrich Schifferdecker
Oberursel
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Straßenecke mit Schild Das Ostpreußenblatt, Ein Straßenschild dem Namensträger, 08.02.1992 |
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